Umweltgerechtigkeit


Umweltbezogene Gerechtigkeit bedeutet, dass die soziale und natürliche Umwelt mit Gesundheitsbedingungen und ungleichen Lebensverhältnissen zusammen (und global) gedacht wird. Sie ist dann erreicht, wenn Ressourcen (wie z.B. Wasser), aber auch Belastungen (wie z.B. Müll) fair verteilt sind. Dafür ist es notwendig, dass der Zugang zu Informationen und die Teilhabe an Entscheidungen möglichst breit verteilt sind.

Filmische Beiträge zum Thema Umweltgerechtigkeit können spezifische Lebensrealitäten anschaulich machen, ohne dabei ein uniformes, normativ aufgeladenes „Entwicklungsziel“ vorzugeben. Welche Wissensbestände und noch ungelösten Probleme in Bezug auf die Umwelt werden aktuell in Lateinamerika diskutiert? Wie werden sie filmisch vermittelt?

In einer Arbeitsgruppe aus Filmschaffenden, Wissenschaftler*innen, politischen Aktivist*innen und Akteur*innen aus der Entwicklungszusammenarbeit wurde, ausgehend vom Dokumentarfilm “Oro blanco” von Gisela Carbajal Rodriguez (Deutschland / 2018 / 24min), die komplexe Problematik der Umweltgerechtigkeit thematisiert. In dem Film geht es um den Lithiumabbau in Argentinien und dessen Folgen wie Wasserknappheit.

Film: Oro Blanco

Trockenheit, weite Salzseen und raue Winde prägen das Gebirge Nordwest Argentiniens. Jeden
Morgen zieht Flora mit ihren einhundert Lamas hinaus in die Berge um Weideland zu finden. Doch
die Tiere werden immer dünner, die Landschaft immer trockener. Die Hochebene der Salinas
Grandes birgt eines der größten Lithiumvorkommen der Welt. Um es abzubauen wird das letzte
Süßwasser der Wüste benötigt und dafür von Konzernen in riesige Becken gepumpt. So bedroht
der Rohstoffhunger der Batterieindustrie die Hirten und die traditionelle Salzgewinnung der
indigenen Kolla und Atacama. „Oro Blanco“ erzählt in stillen poetischen Bildern vom Leben und
den Ängsten der Menschen, deren Lebensgrundlage langsam schwindet.

Credits

Protagonists: Flora Flores / Clemente Flores / Walter Alancay / Mariela Alancay / Armando
Quipildor
Director: Gisela Carbajal Rodríguez
Cinematography: Rina Zimmering
Sound recording: Nuno Rodrigues
Producer: Luciana Newton
Sound-design: Andreas Goldbrunner
Editing: Robert Vakily
Color Grading: Stephan Kuch
Production Company: HFF München


Die AG

Aufgrund der Vielschichtigkeit des Themas entschied die Arbeitsgruppe, den Fokus auf Wasser zu legen. Wasser ist ein zentrales Thema innerhalb der Frage nach Umweltgerechtigkeit: Das schließt Meereswasser und Ozeane, Gletscher und Eisschmelze, aber eben auch Grund- und Regenwasser ein.
Im Austausch über “Oro blanco” wurde klar, dass durch die Wachstumsdynamik der industriellen Produktion und insbesondere durch den Bergbau und ähnlich wasserintesive Industrien große Probleme entstehen. Hinzu kommen wachsende Mengen von Müll, der das Grundwasser und die Meere verschmutzen.

Graphic Recording der Ergebnisse

In der AG wurde herausgestellt, dass unklare Verantwortlichkeiten und globale Machtverhältnisse dazu führen, dass in Bezug auf Umwelt(un)gerechtigkeit neokoloniale Strukturen fortgesetzt werden. Sie machen Regionen, die in Abhängigkeitsverhältnissen stehen, besonders vulnerabel, wenn Transformationskonflikte ausbrechen – wie beispielsweise bei wachsender Wasserknappheit.

Digitale Demo

Doch es gibt neue und schon bewährte Widerstandsmöglichkeiten: Protest, Straßenblockaden, lokale und globale Vernetzung, aber auch juristische Instrumente, öffentlicher Druck oder die Beratung der Politik durch Aktivist*innen und Wissenschaftler*innen können helfen.

Im Rahmen des Workshops am 10. September haben die Mitglieder der AG in einem Online-Protest ihre Forderungen zum Thema Umweltgerechtigkeit festgehalten:

Filmgespräch zum Themenblock

Auch Filme können Einfluss auf den Diskurs nehmen. Besonders wichtig ist dabei, Umweltthemen und die Frage nach Menschen- und Landrechten zusammen zu denken.

Gisela Carbajal betonte dies nachdrücklich während des Workshops und vertiefte ihre Aussagen im Rahmen des MIRA Filmfestivals erneut in einem Filmgespräch zum Themenblock Umweltgerechtigkeit am Samstag, den 4. November 2023.


Videostatement Alex Luna

Alex Luna spricht im Video über seine Auffassung von Umweltgerechtigkeit.

Über Alexander Luna

Alexander Luna ist ein Dokumentarfotograf, Mediendesigner und digitaler Storyteller aus Peru. Seine Arbeit konzentriert sich auf soziale und ökologische Themen. Seit 2016 arbeitet er als externer Consultant für Germanwatch e.V. und begleitet die Klimagerechtigkeitsklage von Saúl Luciano Lliuya. Er setzt seine berufliche Entwicklung fort, indem er die Möglichkeiten interdisziplinärer Arbeit an den Schnittstellen zwischen analogen, digitalen Medien und neuen Formen der Erzählpraxis erforscht.
Weiterführende Links:
https://rwe.climatecase.org/en
https://alexanderluna.exposure.co/

(Die Seite befindet sich noch in Bearbeitung)